Aus dem Sunnige Hof

Wie eine Grossfamilie über Generationen im Sunnige Hof Wurzeln schlug

Grossfamilien haben in der Genossenschaft Tradition – das zeigt sich auch an der Familie Berger. Über Generationen hinweg haben sie zum Sunnige Hof eine enge Verbundenheit aufgebaut und Wurzeln geschlagen. Ihre Geschichte ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Grossfamilien den Sunnige Hof prägen.

Es war wohl Schicksal, dass es das Ehepaar Berger mit seinen vier Kindern in den Sunnige Hof und dann auch noch in das Eckhäuschen der denkmalgeschützten Siedlung verschlug: «Meine Mutter kam in dieser Siedlung zur Welt – als Sturzgeburt», sagt Familienvater Kurt Berger mit einem Schmunzeln im Gesicht. Daraufhin lebte seine mittlerweile 78-jährige Mutter nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges jahrelang in der Siedlung Sunnige Hof, ehe sie die Genossenschaft später in Richtung Seebach verliess und eine eigene Familie gründete.

Die Verbundenheit zum Sunnige Hof wurde seine Familie aber nie los. Kein Wunder, kehrte der 47-jährige Mitarbeitende des technischen Dienstes eines Zürcher Spitals im Frühjahr 2004 gemeinsam mit seiner Frau Sonja und den Kindern zurück in die Genossenschaft; zunächst in ein 4-Zimmer-Haus in der Siedlung Hohmoos, und als der jüngste Sohn Marco im Jahr 2013 das Licht der Welt erblickte in die Siedlung Sunnige Hof.

Im Geiste verbunden

Obwohl sich das Haus durch die denkmalverträglichen Sanierungen über die Jahre verändert hat, sind die Erinnerungen an frühere Zeiten im Sunnige Hof bei Kurt Berger nach wie vor omnipräsent. Dafür sorgt auch seine Mutter. Sie schwelgt in Erinnerungen und berichtet ihrem Sohn und den Enkelkindern gerne, wie im Laufe der Jahre aus dem 4-Zimmer-Haus durch Sanierungen und einen Anbau ein schmuckes 5.5-Zimmer-Eckhaus entstand. «Eigentlich gehören wir fast ein bisschen zum Inventar des Sunnige Hof», sagt Kurt Berger.

Tatsächlich fühlen sich Sonja Berger, die als Klassenassistentin tätig ist und parallel dazu eine eigene Waldspielgruppe leitet, wie auch ihr Mann in der Siedlung heimisch. So konnte das Ehepaar nach jeder Geburt eines ihrer vier Kinder in den eigenen vier Wänden des Sunnige Hof zur Ruhe kommen und ihren Nachwuchs glücklich aufwachsen sehen. «Diese Gewissheit und Sicherheit ist durch nichts zu ersetzen», sagt Sonja Berger.

Zu dieser Verbundenheit und Dankbarkeit der Genossenschaft gegenüber gehört, dass sich die älteste, behinderte Tochter Simone dank der Umsiedlung vom Hohmoos in den Sunnige Hof ohne Schwierigkeiten weitgehend selbst durch den Wohnraum bewegen kann. «In früheren Wohnungen mussten wir Simone teilweise aus dem Rollstuhl in die Wohnung hineintragen, weil wir nicht genügend Platz hatten. Zudem gab es Zeiten, in denen sie sich auf allen vieren durch das Haus fortbewegen musste. Das hat sich mit den neuen Platzverhältnissen schlagartig geändert», sagt Sonja Berger erleichtert. Und dieser Umstand habe auch die Eltern in der Verantwortung ihrer Tochter gegenüber spürbar entlastet. Die 20-jährige Simone kam mit nicht voll ausgebildetem Gehirn auf die Welt, sitzt seither im Rollstuhl und braucht stetige Betreuung. Bis Simone 18-Jährig war, lebte sie vollumfänglich zu Hause. Danach suchten die Eltern nach einer Anschlusslösung, was sie in Form einer Stiftung in Kloten fanden. Dort wird sie jetzt grösstenteils betreut, doch kommt sie an den Wochenende immer wieder gerne nach Hause.

Neue Freiheiten für die Grossfamilie

Neben Simone konnten sich die übrigen Geschwister durch die Umsiedlung in das Einfamilienhaus im Sunnige Hof bestens entfalten. Zum einen hätten die 18-jährige Michelle, der 13-jährige Stefan und der 10-jährige Marco in der Schule wie auch in der Siedlung Freundschaften geschlossen und seien auch deshalb tief mit dem Sunnige Hof verwurzelt. Ausserdem erhielten sie durch die Umsiedlung ins grössere Haus neue Freiheiten – beispielsweise in Form eines eigenen Zimmers: «Dadurch hat jeder seinen eigenen Rückzugsort. Das ist für Grossfamilien besonders wichtig», sagt Sonja Berger. Das gilt auch für sie selbst. Während sich die Kinder gerne in die «eigene Höhle» zurückziehen, bezeichnet die Mutter das Wohnzimmer gerne als ihr Reich. «Das ist mein Rückzugsort, denn dort kann ich wirken und sinnieren, wie mir gerade der Sinn steht.» Ihr Mann Kurt verwirklicht sich derweil im Garten. Darüber hinaus schätzt das Ehepaar die Nähe zum Naherholungsgebiet. Dank dem Bahnhof Stettbach und der Tramlinie direkt zum Zürcher Hauptbahnhof sei die Region zudem bestens erschlossen. Auch die Nachbarschaftshilfe innerhalb des Quartiers sei von unschätzbarem Wert. Mitten im Satz meldet eines der Kinder energisch seine Bedürfnisse an. «In einem sechsköpfigen Haushalt ist es selten ruhig», sagt Kurt Berger dazu.

Trotz der Herausforderung, allen Familienmitgliedern gerecht zu werden, funktioniert der Haushalt einer Grossfamilie nicht ohne klare Regeln, wie Mutter Sonja Berger betont. «Egal ob Geschirrspüler ausräumen, abwaschen oder das eigene Zimmer putzen, alle müssen mithelfen, auch wenn es dabei zu Diskussionen kommt.» Sonja Berger selbst kümmert sich um die Wäsche. «Und das teilweise endlos», wie sie belustigt nachschiebt. Die Pflege für die älteste Tochter teilt sich das Ehepaar auf, wenn sie vom Pflegeheim zu Hause auf Besuch ist.

Lebensabend im Mattenhof

Es ist nicht zu übersehen: Für Sonja und Kurt Berger ist der Sunnige Hof zu einer Familienangelegenheit geworden – und das über Generationen. Diese Verbundenheit und Identität mit der Genossenschaft möchten sie sich denn auch in Zukunft bewahren – in Form einer 3½-Zimmer-Wohnung im Mattenhof, wenn die Kinder das wohlige Familiennest verlassen haben.

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