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«Die Siedlungskommission schweisst die Siedlung und die Bewohnenden zusammen»

Luana Del Rio und Daniel Allemann stehen der Siedlungskommission Albisrieden seit vier Jahren vor. Im Gespräch erzählen sie, weshalb sie sich für die Genossenschaft engagieren und wie aus dem Tandem eine Freundschaft entstand. 

Luana Del Rio, Daniel Allemann: Sie sind Vorsitzende der Siedlungskommission Albisrieden. Weshalb haben Sie sich entschieden, sich für dieses Genossenschaftsgremium zu engagieren?
Luana Del Rio:
Ich lebe seit 35 Jahren in der Siedlung Else Züblin, und vor elf Jahren habe ich beschlossen, der Siedlungskommission beizutreten. Ich bin einfach dankbar, in dieser Genossenschaft leben zu dürfen und möchte deshalb dem Sunnige Hof und auch der Gesellschaft selbst etwas zurückgeben. Mittlerweile stehe ich der Siedlungskommission seit vier Jahrenor – gemeinsam mit Daniel.

Daniel Allemann: In früheren Jahren war ich für den Siedlungsanlass «Kino Spektakel» in der Siedlung Else Züblin verantwortlich. Dieser Event ist für mich eine Herzensangelegenheit. Während dieser Tätigkeit spürte ich, dass es sich bei den Mitgliedern der Siedlungskommission um einen «coolen Haufen» handelt. Daher schloss ich mich vor sieben Jahren dem Gremium an. Ich hatte immer das Ziel, die Nachbar*innen besser kennenzulernen. Irgendwann stellte sich die Frage, wer die Leitung der Siedlungskommission übernimmt. An diesem Punkt war für mich klar, dass ich die Obmannfunktion übernehme – aber nur, wenn Luana mitmacht. Einerseits, weil ich beruflich und privat stark eingebunden und andererseits der Ansicht bin, dass wir gemeinsam stärker sind und uns gut ergänzen.

Das klingt nach einem Traumduo.
Luana Del Rio:
Aus dieser Konstellation ist eine wunderschöne Freundschaft entstanden, auf jeden Fall! Dazu gehört, dass wir uns inzwischen nicht mehr nur über die Siedlungskommission, sondern auch über unser Privatleben austauschen. So rufen wir uns gegenseitig an und erzählen, was in unserem Leben los ist, und suchen bei Bedarf den Rat des anderen. Selbst ein spontanes Treffen bei einem Glas Rotwein kann da schon mal vorkommen.

Daniel Allemann: Ich schätze an Luana, dass ich mich jederzeit an sie wenden kann. Egal, ob es sich um die Siedlungskommission oder das Privatleben handelt. Diese Sicherheit steigert meine Lebensqualität. Jeder hat seine Rolle. Luana ist die «Innenministerin» und ich der «Aussenminister». Ich halte den Kontakt mit der Geschäftsstelle und den anderen SiKos, während Luana den Umgang mit den Genossenschafterinnen, die Helfer*innen organisiert, den Austausch mit den Mitgliedern der Siedlungskommission pflegt und die Sitzungen aufgleist.

Was ist aus Ihrer Sicht die Stärke der Siedlungskommission in Albisrieden?
Luana Del Rio:
Wir treffen Entscheidungen gemeinsam und hören uns die Ideen der anderen an, bevor darüber abgestimmt wird. Verschiedene Ansichten und kritische Meinungen werden gelebt. Lustige Momente und Spass fehlen bei uns nicht.

Luana Del Rio: Ich bin froh, haben wir ein kompetentes Team. Jeder bringt Stärken und Know-how aus dem Beruf mit, die in die Siedlungskommissionsarbeit einfliessen und so einen wesentlichen Beitrag leisten.

Weshalb braucht es aus Ihrer Sicht eine Siedlungskommission?
Daniel Allemann: Die Siedlungskommission bringt die Nachbarschaft in einem unverkrampften Rahmen zusammen – egal, ob es sich um den Kinoevent oder das Sommerfest handelt. Die Veranstaltungen geben uns die Gelegenheit, mit den Nachbar*innen ins Gespräch zu kommen. Ich spüre, wie der Austausch mit der Nachbarschaft seit meinem Eintritt in das Gremium zugenommen hat. Wenn ich mit Freunden und Bekannten über unsere Veranstaltungen und den Austausch mit der Nachbarschaft spreche, werden sie ein bisschen neidisch. Sie erzählen mir dann, dass sie zumeist in einer «toten Siedlung» leben.

Wie reagieren die Genossenschafter*innen auf Ihr Engagement?
Luana Del Rio:
Aus der Siedlungskommission sind WhatsApp-Chats entstanden, die wir fördern. Von der Gartengruppe bis hin zum allgemeinen Siedlungs-Chat ist alles dabei. Darin können die Bewohnenden beispielsweise nachfragen, ob jemand Lebensmittel benötigt, die jemand anderes fälschlicherweise eingekauft hat. Insofern denke ich, dass die Genossenschafter*innen unseren Effort schätzen. Sie sind zufrieden, dass es eine Siedlungskommission gibt, die sich für ein harmonisches Zusammenleben in unserer Siedlung einsetzt. Gleichzeitig gehört Kritik zu unserer Aufgabe dazu. Diese können wir gut einordnen. Meine Wahrnehmung ist, dass die Bewohnenden besonders nach grossen Anlässen zufrieden und glücklich sind. Die Dankbarkeit ist sicherlich auf das umfangreiche Angebot zurückzuführen. Der Wunsch nach Anlässen und Austausch ist vorhanden.

Wie hat sich die Siedlungskommission im Laufe der Jahre gewandelt?
Luana Del Rio:
Die Anzahl der Events ist über die Jahre stetig gewachsen. Mittlerweile ist unsere Siedlungskommission nicht mehr in der Lage, solch grosse Anlässe in Eigenregie durchzuführen. Die Vorbereitungszeit dafür ist zu gross. Im Vorfeld des Sommerfestes sind wir jeweils ab Freitagabend komplett in die Organisation eingebunden. Wir mussten die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen Darüber hinaus sahen wir uns früher eher in der Rolle des klassischen Veranstalters. Wir organisierten ein Fest inklusive Catering und die Genossenschafter*innen konnten die Anlässe «nur noch» geniessen und konsumieren. Unser neuer Ansatz ist jetzt, dass jeder und jede Bewohnende selbst etwas zum Anlass beisteuern sollen. Der Hintergedanke dabei ist, dass sich die Genossenschafter*innen mit diesem Ansatz mehr mit den Anlässen und der Siedlung identifizieren können.

Daniel Allemann: Es hat sich gelohnt: Uns ist es gelungen, dank diesem Konzept das Miteinander in der Siedlung zu stärken.

Sie sind bestrebt, mehr Mitglieder und Helfer*innen zu gewinnen. Weshalb ist das eine Herausforderung?
Daniel Allemann:
Die Angebotsvielfalt in der Umgebung und der Stadt Zürich ist gross. Wir wollen den Leuten stets «konkurrenzfähige» Events bieten. Gleichzeitig müssen wir ehrlich sein und erkennen, dass nicht alle Zeit für eine solche Aufgabe haben – besonders, wenn es sich um eine ehrenamtliche Aufgabe wie diese handelt.

Luana Del Rio: Der gesellschaftliche Wandel trägt ebenfalls seinen Teil zu dieser Entwicklung bei. Durch das Wachstum in der Stadt und der Siedlung selbst wächst auch die Anonymität, in der wir leben. Nicht alle möchten sich nach einem herausfordernden Arbeitstag auch noch mit der Nachbarschaft auseinandersetzen. Da kommen die Freunde, die Familie und die Hobbys an erster Stelle und erst danach vielleicht die Siedlungskommission.

Welchen Beitrag kann der Sunnige Hof leisten, um neue Mitglieder und Helfer*innen für die Siedlungskommission zu begeistern?
Daniel Allemann: Die Geschäftsstelle stärkt uns immer wieder den Rücken. Das schätzen wir sehr. Nichtsdestotrotz finden wir es wichtig, der Siedlungskommission mehr Visibilität zu verleihen. Überdies weiss ich dank meinem beruflichen Hintergrund: Ein Logo hilft. Das steigert die Sichtbarkeit und erhöht die Identifikation zum Gremium.

Wie stellen Sie sich die Siedlungskommission in Zukunft vor?
Daniel Allemann:
Als eine Gruppe, die sich auf ehrenamtliche Arbeit freut und vor Ideen sprüht. Jeder Bewohnende kann seine Lieblingsthemen einbringen und diese umsetzen. Der eine legt den Fokus auf kulturelle Anlässe, andere sprechen Senior*innen an. Diese Diversität wünsche ich mir für die Siedlungskommission der Zukunft.

Luana Del Rio: Ich hoffe, dass uns die Siedlungskommission auch in Zukunft erhalten bleibt. Ich wünsche mir zudem Unterstützung seitens Genossenschafter*innen, die sich noch nie engagiert haben.

Daniel Allemann: Zudem wäre es schön, wenn sich auch vermehrt jüngere Menschen in die Siedlungskommissionen einbringen würden.

Hinweis: Luana Del Rio und Daniel Allemann stehen der Siedlungskommission Albisrieden seit 2018 vor. Das Duo gibt Ende 2024 das Mandat als Vorsitzende der Siedlungskommission Albisrieden ab. Haben Sie Lust, die spannende Aufgabe in der Siedlungskommission Albisrieden zu übernehmen? Dann melden Sie sich auf der Sunnige Hof Geschäftsstelle unter christina.schneider@sunnigehof.ch

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